Vortrag von Elena Dovalsantos* (TS Int.Convention ADYAR 2020)
Bild: Pixabay, Tautropfen am Spinnennetz
1. Hallo zusammen! Das Thema dieser Convention, die sich mit den Zyklen befasst, ist sehr wichtig in unserer Welt. Wir sind mitten in einer Pandemie, die so ziemlich jedes Land auf diesem Planeten in Mitleidenschaft zieht, ob es die Gesundheit betreffend, sozial und/oder ökonomisch ist. Ungefähr ein Jahr, nachdem Covid-19 identifiziert wurde, wütet die Pandemie fast überall in der Welt. In solchen Perioden von Schwierigkeiten oder inmitten katastrophischer und lebensverändernder Ereignisse beginnen viele, die wichtigsten Fragen in Bezug auf unser Leben zu stellen, und einen Weg zu suchen zu verstehen, um besser damit umzugehen. Viele stellen Fragen wie: Warum passiert das? Haben wir etwas getan, um das zu verdienen? Was sagt uns diese Pandemie? Gibt es etwas, das wir zu lernen haben? Und wie können wir durch so eine große Krise wie diese navigieren um besser hindurch zu kommen?
2. Theosophie gewährt uns Antworten auf diese grundsätzlichen Fragen des Lebens. Theosophie ist, wie Sie alle wissen, die gesammelte Weisheit der Zeitalter, die wir seit dem Altertum kennen und die 1875 durch Helena Petrovna Blavatsky, liebevoller HPB genannt, in die westliche Welt gebracht wurde. Theosophie verbindet die großen Weltreligionen, Philosophie und Wissenschaft und ermöglicht uns dadurch eine allumfassende Sicht des Lebens.
3. Erstens und hauptsächlich ermöglicht uns Theosophie eine Sicht des Universums, die uns die Verbundenheit von und zwischen allem enthüllt. Wie im Bild symbolisch dargestellt, reflektiert jeder Tropfen das Ganze. Jeder Tropfen hat Anteil an derselben Essenz. Die Idee, dass wir alle eins sind und dass da etwas ist, das uns alle verbindet, ist eine Sichtweise, die heute mehr und mehr Akzeptanz gewinnt, sogar auf verschiedenen Gebieten der Wissenschaft. Wie sind alle Teil eines Lebensgewebes, Das, was einen Teil des Globus beeinflusst, wird schließlich alles beeinflussen, genau wie die Störung eines Teil des Netzes Vibrationen in gesamten Netz verursacht. Wir sehen dies heutzutage deutlich an der momentanen Epidemie, die das Leben, wie wir es kennen verändert.
4. In den Mahatma Briefen an A.P. Sinnet ist geschrieben: „Die Natur hat alle Teile ihres Reiches verbunden mit feinen Fäden magnetischer Anziehung, und, das ist eine wechselseitige Beziehung sogar zwischen einem Stern und einem Menschen …“
5. Die gleiche Ansicht wird in dem Gedicht „Die Herrin der Vision“ „The Mistress of Vision“ von Francis Thompson ausgedrückt. Er schrieb:
Alle Dinge sind durch unsterbliche Macht,
nah und fern, heimlich miteinander verbunden,
sodass du keine Blume berühren kannst,
ohne einen Stern dadurch zu beeinflussen.
6. Neben dem Konzept der Verbundenheit oder des Einsseins drückt eine andere fundamentale Lehre der Theosophie den Grund für unsere Existenz aus. Aus der Erkenntnis unserer wirklichen Natur, die heilig ist und EINS MIT ALLEM (ONE WITH ALL) folgt, dass es beim Grund für unsere Reise, die wir machen, um die Perfektionierung aller in uns latenten Kräfte geht.
7. Der Weg, dieses Ziel zu erreichen, geht über Zeitalter, Zeitalter, die uns unendliche Möglichkeiten bieten für Wachstum und Erneuerung. So folgt jeder Periode der Ruhe eine Periode der Aktivität, und eine neue Periode der Ruhe und eine neue Periode der Aktivität und so weiter. Wir sehen dies an unseren Tagen und Nächten. Wir wachen jeden Morgen erneuert auf, bereit neu zu starten, um dort, wo wir am Tag vorher aufgehört haben, weiterzumachen.
8. „Periodizität“ schrieb HPB, „ist ein fundamentales Gesetz des Universums, das auf allen Ebenen der gesamten Natur zu beobachten ist.“ So haben wir nicht nur unsere Tage und Nächte, sonder auch Geburt und Tod, Ebbe und Flut der Gezeiten, wechselnde Jahreszeiten, Biorhythmen, verdampfendes Wasser, das wieder kondensiert, um als Regen oder Schnee zurückzukommen. Wir haben auch das Aufblühen und Fallen von Zivilisationen und sogar den Umlauf der Planeten und Sterne, überall Kreisläufe.
9. Zyklen sind überall. Zyklische Erneuerung ist auf allen großen und kleinen Ebenen zu sehen. Zyklen sind so verbreitet, so sehr Teil von uns selbst und dem Universum, dass sie einen Sinn haben müssen. Zum Beispiel zersetzen sich gefallene Blätter und kehren zur Erde zurück, um neues Wachstum zu ermöglichen.
10. In der gleichen Weise stellen Supernova Explosionen (der Tod eines massiven Sterns ist eine Supernova) das Rohmaterial für zukünftige Sterne und Planeten zur Verfügung. Daher bringen Zyklen endlos neue Anfänge. Ist es nicht ein Wunder, dass überall Zyklen sind und wir trotzdem normalerweise nicht einmal daran denken, uns darüber wundern, warum sie überhaupt ablaufen?
11. HPB schrieb: „Es gibt einen Grund in jedem wichtigen Ereignis der Natur, deren Ereignisse alle zyklisch und periodisch sind.“ Anders als die wissenschaftlichen Theorien, die Zufälligkeit in der Evolution vorschlagen, lehrt die Theosophie die stetige Entwicklung von allem, Welten wie Atomen, und diese fantastische Entwicklung hat weder einen denkbaren Anfang noch ein vorstellbares Ende.
12. Reinkarnation ist ein Bespiel für einen Zyklus der Erneuerung. Es ist eine Doktrin, die längst akzeptiert ist von den großen Weltreligionen. Sogar die frühen Christen glaubten daran, bevor das 2. Konzil von Konstantinopel diese Lehren verbannte, obwohl Hinweise in einigen biblischen Stellen Rechenschaft ablegen. Im Konzept der Reinkarnation ist jede Rückkehr von Leben zu Leben eine Chance, Erfahrungen zu machen für das eigene Wachstum, bis wir in der Lage sind, menschliche Begrenzungen zu transzendieren und Erleuchtung zu erreichen, die das Wissen und unser eigenen wahres Sein beinhaltet.
Die sich ergebende Entwicklung, die von Leben zu Leben erreicht wird, ist daher nicht ein geschlossener Kreis, sondern eine Spirale, sich ausdehnend und fortschreitend, während die Evolution voranschreitet. Die gesamte Gesetzmäßigkeit der Natur zeigt einen „Marsch“ zu einem höheren Leben - ein fortlaufendes Entfalten hin zu einem größeren und noch größeren Ausdruck unserer wahren Natur. Die progressive spiralförmige Entwicklung kann man sogar in einer Blume sehen. In üblichen Ausdrücken sprechen wir vielleicht davon, dass jemand, der erwachsen geworden ist, und sein volles Potential erreicht hat, erblüht ist. Man kann das Spiralmuster sogar bei einer Rose sehen. Gerade wie eine Rose, die mit einer Knospe ohne Geruch beginnt, die aber, wenn sie sich völlig geöffnet hat, den ganzen Raum mit ihren Duft erfüllen kann.
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Im Dammapada, den Lehren Buddhas, wird ein Seher verglichen mit einer Blume, deren Einfluss sich weit in alle Richtungen ausdehnen und weiten kann. Wir wissen, das selbst die Weisen aus alten Zeiten heute noch zitiert werden. Ihre Lehren werden immer noch studiert. So können wir sagen, dass der Einfluss eines Weisen sogar die Zeit transzendiert.
In Indien wird der niemals endende Kreislauf von Zerstörung und Schöpfung durch Nataraja dargestellt - dem Herrn des Tanzes, oder dem tanzenden Shiva. Diese Figur hat tiefe und variierende Bedeutungen. Wir brauchen uns nicht mit allen zu beschäftigen, aber vielleicht kann ich auf einige hinweisen:
Es ist die Unwissenheit, die uns gefangen hält in der Welt der Illusion. Shiva muss pausenlos tanzen, um die Kreisläufe der Vernichtung und Schöpfung in Gang zu halten. Also muss es ein Beenden geben, damit es Neubeginn geben kann. Dieses Bild spielt darauf an, dass nach einiger Zeit, nachdem viele kosmische Zyklen in Gerechtigkeit gelebt wurden, es für uns möglich sein wird, Unwissenheit auszurotten und Befreiung zu gewinnen.
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15. Das für uns notwendige Wachstum, um unser Ziel zu erreichen, wird von Karma gesteuert. Karma ist das Gesetz von Aktion und Reaktion. Ursache und Wirkung. Noch mal: in Karma sehen wir das Wirken eines gerechten, unpersönlichen, unfehlbaren kosmischen zyklischen Gesetzes. Was immer wir tun, kommt zu uns zurück, und zwar in der gleichen Stärke wie der Vorsatz und die Energie, die wir in diese Aktion gesteckt haben. Karma gibt jedem die aktuellen Konsequenzen der eigenen Handlung zurück ohne Beachtung ihres moralischen Charakters. Jeder von uns wird dazu gebraucht, für alle Leiden, die wir verursacht haben, zu büßen, oder in Freude und Zufriedenheit die Früchte allen Glücks und aller Harmonie zu ernten, die durch unsere Hilfe entstanden sind. Karma ist ein großer Lehrer. Niemand kann Karma aus dem Weg gehen. So können seine Lektionen nicht ignoriert werden.
16. Karma beeinflusst nie ein Individuum allein, ebenso wie eine Störung im Wasser viele kleine Wellen erzeugt, die sich durch einen ganzen Teich ausbreiten können. In den Worten HPB’s: „Die Wellen schwingen rückwärts und vorwärts, bis sie zuletzt durch die Wirkung dessen, das die Physik das Gesetz der Energie-Dissipation ( 2. Hauptsatz der Thermodynamik) nennen, zum Stillstand gebracht werden, und das Wasser in den Zustand der völligen Stille zurückkehrt.“
Dies ist ein anderes Zeugnis davon, dass unser Sein Teil eines Lebensgewebes ist, und wie wir einander beeinflussen.
„Karma ist das Gesetz der Wiederanpassung, das immer dazu führt … Harmonie wieder-herzustellen und das Gleichgewicht zu schützen, eine Kraft, durch die das Universum existiert.“ (HPB im Schlüssel zur Theosophie)
Was bedeutet das für uns? Solange unsere Aktionen Disharmonie und Unausgeglichenheit erzeugen im Gleichgewicht des Lebens, das wir teilen, werden wir durch unsere Handlungen karmische Rückstöße erleben, bis wieder eine Balance erreicht ist.
In der gleichen Weise wird auch eine wohltätige Handlung oder ein wohltätiger Einfluss sich in dem Teich ausbreiten und günstige Resultate für den Auslöser hervorbringen. Wir wissen eben gerade nicht, wie weit unsere Handlungen gehen können oder wie weit unsere Gedanken reisen können.
17. Lassen Sie uns einen Augenblick darüber nachdenken, was heute in der Welt mit Covid passiert. Wenn alles aus einem Grund geschieht, dann kann der schwindelerregende Einbruch der Pandemie in keiner Weise nur ein Unfall sein. Wir wissen, dass alles, was wir tun, irgendwo aufgezeichnet wird. In der Theosophie gibt es das Konzept der Akasha-Chronik. HPB schrieb, dass alle die scheusslichen Ausströmungen auf unserem Planeten im Astrallicht gespeichert sind. Das Astrallicht ist die unsichtbare Region, die unseren Globus umgibt, vergleichbar mit unserem ätherischen Doppel. In einer tiefen Region der Akasha werden die gröbsten Vibrationen, die wir hervorgebracht haben, gesammelt. Zeitweise reflektiert das Astrallicht das auf die Erde, was es erhalten hat. So sagt HPB, dass Epidemien nichts anderes sind als Folgen des Einflusses des Astrallichts.
Bei so vielen Epidemien, die über die Jahre eingetreten sind, und nun in der Mitte einer globalen Pandemie, könnte man vermuten, dass eine große Anhäufung menschlicher Ungerechtigkeiten aus dem Astrallicht nun als globales Karma zurückkehrt. Verteilungskämpfe, Kriege, Gier, Verbrechen an unseren Mitmenschen und an Tieren, die Zerstörung unserer Umwelt und so weiter - alle diese haben so viele unserer menschlichen Aktivitäten bestimmt. Sogar in der Reaktion auf Covid-19 sehen wir verbreitete Tendenzen wie: „meine Interessen, mein Vergnügen, meine Rechte, mein Wohlergehen, meine Bedürfnisse sind wichtiger als deine!“ Ich zuerst!
Man sagt, wir ziehen das an, an was wir immer denken. Manchmal sagt man, wir werden das, woran wir immer denken. Könnte es dann sein, das unsere Tendenzen zum Getrenntsein nun für uns das verbindliche soziale Abstandhalten (social distancing) angezogen haben, das kein Spaß ist, wie wir gerade lernen.
Zyklen von Erneuerung, wie auch immer, sind nicht nur als karmische Lektionen da. Die Natur ist auf ihre Art weise, sie sucht immer die Balance zu halten. Ist Ihnen zum Beispiel aufgefallen, dass, während wir soziale Distanz einhalten, ein Boom von theosophischen Programmen online läuft? Diese bringen uns Theosophen enger zusammen, nicht wahr? Es befähigt viele von uns, Theosophie auf einer regulären Basis mit Freunden zu studieren, die weit über den Globus verstreut sind. Es erleichtert die Ausbreitung dieser so wichtigen Lehren. Ist das die neue Normalität? Wir wissen es nicht, aber es ist interessant, darüber nachzudenken.
18. In den Collect Writings sagt HPB: „Die eine, schreckliche und einzige Ursache für die Störung von Harmonie ist Egoismus in der einen oder anderen Form.“ Wir haben eine angeborene Gewohnheit, uns selbst immer ins Zentrum des Universums zu stellen. In fast allem, was wir denken, tun oder fühlen ist das nicht zu unterdrückende „Ich“ die sicherlich zentrale Figur.
Ja diese Trennung ist der prinzipielle Grund für die Schwierigkeiten in der Welt. Die größte Illusion ist, dass wir uns als getrennte Wesen sehen. Es ist nicht einfach ersichtlich, dass wir in der Essenz alle dasselbe sind; dass das Leben und der Geist in uns das Gleiche ist wie in jedem anderen. Es ist hart, das zu sehen, nicht wahr? Das ist so, weil wir für unsere physischen Augen getrennt aussehen. Man kann uns nicht tadeln. Aber wurde nicht gesagt: „Das Wesentliche ist für unsere Augen unsichtbar.“? Wenn wir nur wahrnehmen könnten, was hinter dem Physischen ist, dann könnten wir vielleicht fähig sein, diese „feinen Fäden der Anziehung“ wahrzunehmen, die uns alle verbinden, wie es in den Mahatma Briefen beschrieben ist. Wir wissen, dass dies unsichtbare Verbindung existiert. Wir fühlen mit denjenigen, die wir lieben. Wenn wir alle nach und nach den Kreis derer, die wir lieben und für die wir sorgen, ausdehnen können, dann wird Einfühlungsvermögen völlig natürlich werden, und vielleicht können wir dann eine bessere Welt haben.
19. Wie Sie auf den Bild sehen, drückt uns Karma nach unten zurück, wieder und wieder und um das Rad der Existenz herum, bis wir die Konsequenzen unserer vergangenen Handlungen abgearbeitet und vielleicht Erleuchtung erreicht haben. Nach der buddhistischen Philosophie gibt es drei Gifte, die dieses Rad antreiben: Das erste ist Unwissenheit, durch das Schwein symbolisiert, dem es nichts ausmacht, in schmutziger Umgebung zu leben, oder das nicht besonders unterscheidet, was es frisst. Das Gift der Unwissenheit meint, sich der wirklichen Natur der Dinge nicht bewusst zu sein, Unwissenheit darüber, was ewig und unabänderlich ist; Unwissenheit über die Wirklichkeit. Das läßt uns nach materieller Existenz dürsten. Wir werden dadurch sehr stark an diese Welt gebunden. Wir wollen nicht einmal sterben und diese Welt verlassen, egal welche Leiden wir durchmachen, nicht wissend, dass das wirkliche Leben nach dem Tod kommt. Alles in dieser Welt ist unbeständig, vergänglich, flüchtig.
Das zweite Gift ist Anhaftung - Anhaftung an Dinge, die wir uns wünschen oder Sinnesobjekte, symbolisiert durch einen Vogel, der sich für das Leben paart. Das dritte Gift ist Wut oder Abneigung, symbolisiert durch eine Schlage, die sich schnell erregt und bei der kleinsten Berührung zuschnappt. In gewisser Weise ist Aversion nur eine andere Form von Anziehung. Der Grund, warum wir etwas meiden, ist, dass wir etwas anderes bevorzugen oder an ihm hängen, also das Gegenteil. Dieses Festhalten an dieser Welt der Empfindungen ist es also, was uns in diesem Rad der Wiedergeburt, des Todes und einer weiteren Geburt gefangen hält.
Bild links: www.gesar-travel.com
20. Das Bild wird Bhavachakra genannt. Bhava meint „weltliche Existenz“ und Chakra meint „Rad“. Es ist daher das Rad der zyklischen Existenz, das Rad der weltlichen Existenz, das Rad der Geburt, des Todes und der Wiedergeburt, manchmal auch Samsara in Sanskrit genannt. Es wurde auch das Rad des Lebens genannt, das Rad des Karma - verschiedene Namen für die selbe Sache. Ich möchte nicht in die Einzelheiten dieses Bildes gehen, außer um zu zeigen, dass das Rad gehalten wird von dem Dämon der Vergänglichkeit. Sehen Sie ihn? Der Dämon heißt Yama, Herr des Todes. Somit ist alles im Kreislauf der Vergänglichkeit unterworfen. Deshalb werden wir, solange wir uns im Kreislauf des weltlichen Lebens befinden und nach materiellen Dingen gieren, Verlust, Angst, Frustration, Herzschmerz, Schmerz, Leiden und ja, sogar den Tod erleiden müssen. In den oberen Ecken des Bildes sind der Buddha und das „reine Land“ zu sehen. Diejenigen, die die Zyklen gemeistert haben und dem Rad entkommen konnten und nicht mehr darin gefangen sind. Sie zeigen, dass es möglich ist, dass auch wir dem Rad entkommen können. Auch wir können frei sein!
Bild rechts: www.gesar-travel.com, Bild im Zentrum des Bhavachakra - die drei Gifte im Zentrum des Bhavachakras die das Rad antreiben
Es gibt da die Geschichte eines Mannes, der zum Buddha ging und sagte: Du bist erleuchtet. Warum gibst du uns nicht die Erleuchtung? Der Buddha antwortete: Ich werde den Menschen Erleuchtung geben, aber zeige mir zuerst, dass sie das wollen. Also ging der Mann los und fragte jede Person, die er traf, was sie wollen würde, wenn sie alles mögliche haben könnten. Die Antworten waren natürlich die üblichen: großes Vermögen, Ruhm, Macht, Gesundheit, langes Leben. Niemand fragte nach Erleuchtung.
Und so scheint es, dass wir als Menschheit immer noch sehr von dieser Welt sind und daher dazu bestimmt, den Zyklen noch lange Zeit unterworfen zu sein, bis wir entscheiden, dass wir bereit sind, daran zu arbeiten, sie zu meistern. „Die Zyklen der Existenz zu meistern“ bedeutet zu verstehen, was uns im Rad gefangen hält, damit wir die Fallstricke vermeiden und besser durch das Leben navigieren können. Das Meistern der Zyklen führt schließlich zur Befreiung aus dem Rad der Unbeständigkeit, so dass wir wiederum in der Lage sein können, anderen zu helfen, dasselbe zu erreichen. Denken Sie daran: Da wir alle eins sind, kann niemand vorwärts kommen, ohne alle anderen mitzuziehen. Wir müssen uns alle gemeinsam vorwärts bewegen.
21. „Das einzige Ziel von Karma - ein heiliges und unveränderliches Dekret - ist absolute Harmonie in der Welt der Materie, ebenso wie der Welt des Geistes.“ Harmonie - das einzige Ziel von Karma ist Harmonie. Deshalb ist die einzige Möglichkeit, den Konsequenzen vergangener Taten zu entfliehen, Harmonie. Und wie in dem Bild dargestellt, kann, wenn komplett Harmonie und Gleichgewicht erreicht sind, der Himmel auf der Erde reflektiert werden.
22. Die Natur spricht, aber immer nur so leise, dass wir, wenn wir nicht aufmerksam sind, die Botschaft verpassen. Es gibt daher das Bedürfnis nach Stille, die es uns ermöglicht, tiefer wahrzunehmen. In dieser Stille liegt die Harmonie, die uns erlaubt, die Göttlichkeit in alles Dingen zu spüren und die Grundlage für richtiges Handeln zu bilden.
23. Richard Bird war ein amerikanischer Polarforscher (1888-1957). Hungernd nach der höchsten Erfahrung, verbrachte er fünf Monate allein am Südpol. In seinem Buch mit dem Titel „Alone“ (dt. Allein), beschreibt er eine Erfahrung, die nur in einer Stille erfahren werden kann, die eine Verschmelzung mit allem erlaubt. Dies ist die Art von Erfahrung, die normalerweise von Mystikern beschrieben wird. Und so schrieb er:
24. „Ich hielt inne, um der Stille zu lauschen … Der Tag ging zu Ende, die Nacht wurde geboren, aber in großem Frieden. Hier waren die unwägbaren Prozesse und Kräfte des Kosmos, harmonisch und unhörbar.“ ... „Harmonie, das war es. Das war es, was aus der Stille herauskam“, sagt er, „ein zarter Rhythmus, der Ausdruck eines perfekten Akkords, die Musik der Sphären vielleicht.“
25. Und er fuhr fort: „Es reichte, diesen Rhythmus einzufangen, um einen Augenblick lang selbst ein Teil davon zu sein. In diesem Moment konnte ich keinen Zweifel fühlen an der Einheit des Menschen mit dem Universum. Die Überzeugung stellt sich ein, dass Rhythmus zu geordnet, zu harmonisch, zu perfekt war, um das Produkt eines blinden Zufalls zu sein - dass daher ein Zweck in dem Ganzen vorhanden sein musste, und dass der Mensch Teil dieses Ganzen war, und nicht ein zufälliger Sprössling.“
26. Und im Anblick der südlichen Polarlichter fährt er fort: „Die menschliche Rasse, so sagt mir meine Intuition, ist nicht ausserhalb des kosmischen Prozesses, sie ist kein Zufall. Sie ist wie die Bäume ein Teil des Universums, wie die Berge, das Polarlicht und die Sterne.“
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27. Wir haben gesagt, dass das Gebot der Natur und unseres Einsseins Harmonie ist - so wie unsere Finger zusammenarbeiten müssen, damit die Hand ihren Zweck erfüllen kann. Wenn wir nicht harmonisch arbeiten und koexistieren können, wird es für uns schwierig sein, den Zweck der Reise, auf der wir uns befinden, zu erreichen. In der Hektik des täglichen Lebens ist es jedoch immer eine Herausforderung, die Harmonie aufrecht zu erhalten, nicht wahr? Wir werden in alle Richtungen gezogen und geschoben. Aus diesem Grund haben verschiedene Traditionen Hinweise angeboten, die helfen können.
Eine der am häufigsten zitierten Aussagen in der „Stimme der Stille“ lautet zum Beispiel: „Mitgefühl ist das Gesetz der Gesetze - ewige Harmonie.“ Harmonie ist das Geheimnis des Glücks. Haben Sie darüber schon einmal nachgedacht? Denn es ist die Natur unseres Seins. Glück, das aus der Harmonie kommt, ist also der natürlichste Zustand. Das erklärt, warum wir Glück darin finden, jemand anderen glücklich zu machen. Es gibt uns das Gefühl, irgendwie erfüllt zu sein. Das ist unsere wahre Natur, unser wahres Wesen. Wenn unsere Beziehungen harmonisch sind, würden wir dann nicht glücklich sein? Im Gegensatz dazu wären wir unglücklich, wenn unsere Beziehungen nicht gut laufen. Wenn wir intensiven Schmerz in einem anderen sehen, lässt uns das erschaudern, nicht wahr? Irgendwie fühlen wir es auch, im tiefen Inneren unseres Wesens. Wenn wir also mehr Aufmerksamkeit aufbringen können, würde sich Empathie ganz natürlich einstellen.
28. Goffrey Hodson drückt das in einer anderen Form aus, als er sagte: „Der höchste Ausdruck, der der Menschheit möglich ist, über die Tatsache, dass wir alle eine gemeinsame Existenzquelle oder ein göttliches Leben teilen, besteht in: Erstens, einer unerschütterlichen Liebe zu allen anderen; und zweitens, der Erhebung von Mitgefühl, Menschlichkeit und schlichter Freundlichkeit zur wichtigsten Einstellung in unserem Leben. Dies muss den humanen Umgang mit Tieren und auch mit unserem Planeten einschließen.“ Er schrieb: „Sanftmut, Freundlichkeit, Zärtlichkeit, tiefe Fürsorge … das sind Wege, wie auch immer bescheiden, durch die das Beste in einem Menschen zum Vorschein kommen kann.“
Ein ganz einfacher Ratschlag von Geoffrey Hodson lautet also: „Kümmere dich zutiefst um alle anderen.“
Bild: Theosophy Wiki
29. Da dieser Vortrag den Titel „Die Zyklen der Existenz meister“ trägt, möchte ich ein Bild zum Mitnehmen vorschlagen, dass als nützlicher Leitfaden dienen kann. Dieses Bild ist der Weg des Wassers. Es ist eine schöne Metapher aus dem „Tao Te King“. Man kann sagen, dass der Weg des Wassers der Weg eines Weisen ist. Wenn wir also mit Zwängen und Schwierigkeiten konfrontiert sind, können wir vielleicht einige Hinweise vom Wasser bekommen. Und wenn Sie alles andere vergessen, was ich heute gesagt habe, wenn Sie einfach dieses Bild des Wassers oder die Qualitäten des Wassers, die auftauchen, mitnehmen können, könnte es wirklich als nützlicher Leitfaden dienen auf unserem Lebensweg. Tatsächlich können diejenigen von Ihnen, die mit den Paramitas in der Stimme der Stille vertraut sind, sogar Parallelen zu einigen Qualitäten des Wassers finden.
30. „Das höchste Gute ist wie Wasser, Wasser nährt alles, ohne es anzustreben.“
Es sucht nichts für sich selbst. Wasser ist durch seine Existenz allein ein Segen für alles Leben.
31. Wasser umfließt alle Hindernisse und erreicht alle seine Ziele ohne Gewalt.“ Statt Hindernisse zu bekämpfen, umfließt es die Klötze, und schafft dadurch, wenn nötig, neue Pfade. Während es das tut, schleift es die scharfen Ecken der Felsen ab, die den Pfad blockieren, und poliert sie glatt, während es siegt. Auf diese Weise bewahrt und schafft es Harmonie.
32. Wasser ist zufrieden mit den niedrigen Plätzen, die die Menschen verachten. Die meisten Menschen würden gerne an einem höheren Platz im Leben stehen - bewundert werden als jemand, zu dem man aufschaut. Aber Wasser lehrt Demut: Es fließt sogar zu den tiefsten Ebenen, die die Menschen lieber meiden würden. Da es kein Ego und keine Wünsche hat, arbeitet das Wasser im Einklang mit den Naturkräften und passt sich seiner Umgebung an. Es verkörpert den Weg der Natur. Im Tao Te King wird es gefragt: Warum ist das Meer der König der hundert Ströme? Die Antwort lautet: Weil es unter ihnen liegt. Dies ist eine Lehre für den Weisen, der die Menschen führen und leiten würde: Diene mit Demut. Bild Pixabay - Colorado River, Horseshoe Band
33. Nichts in der Welt ist weicher als Wasser, aber um das Feste und Starke zu bekämpfen, ist nichts besser! Wasser ist weich, aber mit der Zeit kann es die härtesten Felsen verschleißen. Wie der römische Poet Ovid schrieb: „Tropfendes Wasser höhlt den Stein, nicht durch Stärke, sondern durch Ausdauer.“
Und Mahatma Gandhi, der die gewaltlose Bewegung in Indien anführte, sagte: „In sanfter Weise kann man die Welt erschüttern.“
34. Der Schwache kann den Starken überwinden, das Geschmeidige kann das Harte überwinden. Wasser mag eine sehr nachgiebige Substanz sein. Es mag schwächer und weicher erscheinen als ein Berg. Aber wissen Sie, dass der Colorado River das ausgemeißelt hat, was wir jetzt als den Grand Canyon in den USA kennen? Es braucht Millionen von Jahren. Aber mit Geduld kann Wasser, das weich ist, das Harte überwinden. Es hat seine eigene Stärke und Macht.
35. Wasser ist flexibel und anpassungsfähig. Es kann die Form eines Glases oder einer Teekanne annehmen. Es kann fest, flüßig oder gasförmig sein. Im Tao Te King steht:
Ein Mensch wird weich und schwach geboren.
An seinem Tod ist er hart und steif.
Grüne Pflanzen sind zart und mit Flüssigkeit gefüllt.
Bei ihrem Tod sind sie verdorrt und trocken.
Daher ist das Steife und Unbeugsame ein Schüler des Todes.
Das Zarte und Ergebene ist ein Schüler des Lebens.
36. Tao in der Welt ist wie ein Fluss, der nach Hause ins Meer fließt. Tao kann viel bedeuten. Es kann bedeuten „der Weg“, „der Pfad“, oder die natürliche Ordnung des Universums, oder die allumfassende Einheit. Also ist die Praxis des Tao in der Welt ein nach Hause Fließen zu der essentiellen Einheit aller Ströme. Dies spiegelt unsere Reise, da wir versuchen zurückzukehren in den Ozean des Einsseins, aus dem wir alle kamen und zu dem wir alle gehören.
37. Zum Schluss: „Wie ein See muss das Herz still und ruhig sein, mit einer großen Tiefe nach unten.“ In dieser Stille, dieser Ruhe und Stille können wir das EINE umarmen. Deshalb können auch wir mit Sanftmut, Mitgefühl, Demut, Geduld, Flexibilität, innerer Stärke und Harmonie, wie das Wasser, Lebenskrisen, wie die gegenwärtigen, bewältigen, die Zyklen der Existenz meistern und schließlich wie der Tautropfen sein, der in das leuchtende Meer gleitet, wo alles EINS ist.
Shanti - Friede
* Frau Dr. Elena Dovalsantos ist eine Theosophin der dritten Generation. Sie stammt von den Philippinen. Zurzeit ist sie jedoch am Krotona Institute of Theosophy in Ojai, Kalifornien, ansässig und ehrenamtlich tätig. Die ehemalige Forschungswissenschaftlerin hat sowohl einen MBA als auch einen Doktortitel. Sie ist eine internationale Sprecherin und wird häufig gebeten, ihre Sichtweise der Geheimlehre darzulegen. Ihre tiefe spirituelle Weisheit, unterstützt von ihre intellektuellen Verständnis, liefert uns allen wertvolle Einsichten. Persönlich gesagt, ist es selten, jemanden wie Elena zu finden, der sowohl die Verstandes - als auch die Herzensaspekte der theosophischen Lehren auf so wunderbare Weise miteinander verschmolzen hat. Ihr heutiges Thema ist die Beherrschung der zyklischen Natur des Daseins.
Der Vortrag wurde übersetzt von Cornelia Miskiewicz.
Bild: https://www.ts-adyar.org